30 März 2006

 

Ein Jahr Kitakami

Seit genau einem Jahr leben wir jetzt in unserem kleinen nordjapanischen Häuschen, und es wird uns nicht langweilig. Zumal jeden Tag anderes Wetter ist: heute morgen hatte es schon wieder 10 cm Neuschnee.
Und für alle, die fragen "Ja, wie lebt Ihr da denn so?", hier ein paar Bilder.

Kitakami, im Stadtzentrum. Na ja.













Einkaufszentren und Reisfelder.













Unser Viertel, Uenomachi (bedeutet soviel wie Oberstadt).













Unser Häuschen (ganz rechts), ein typisch japanisches Miet-Plastikhaus. Im Winter kalt, im Sommer warm. Mit sieben identischen Häuschen um einen gemeinsamen Hof gelegen. Sehr kinderfreundlich.













Links kommt man rein, steht direkt in der Eßzimmerküche, geradeaus geht's ins Wohnzimmer.


















In der Küche ist es manchmal ein bißchen eng.



















Kleines Wohnzimmer. Ganz wichtig von November bis Mai: Der Kerosinofen und Tank, ganz links.



















Typisch japanische Vollplastiknasszelle. Sehr praktisch.


















Tatamizimmer mit tiefem Schrank. Auch sehr praktisch.













Oben: Schlafzimmer.













Noch ein Tatamizimmer:














Und sogar ein zweieinhalb Meter breites Gärtchen.














Mit Steingarten, nach allen Regeln der Kunst.





27 März 2006

 

Midori-chan und Yuki-chan fahren weg

Am Freitag sind Jakobs beste Freundin und ihre Schwester Yuki für eine Woche verreist. Ehrensache, daß wir sie zum Bahnhof gebracht haben. Zumal sie per Shinkansen gefahren sind, den Jakob liebt.

(Es ist so gut wie unmöglich, japanische Kinder oder junge Frauen zu fotografieren, ohne daß sie automatisch dieses Victory-Zeichen machen).

Danach haben wir uns mit ein paar Einkäufen hier über die ungewohnte Einsamkeit hinweggetröstet.

25 März 2006

 

Mein wunderbarer Waschsalon

Als neulich der Wind mal wieder eisig pfiff und man es keine zehn Minuten draußen aushalten konnte, erledigten wir endlich mal den schon lange geplanten Gang in den Waschsalon in der Nähe. Nicht, daß wir keine eigene Waschmaschine hätten, aber die ist ja ein hiesig-lahmes Modell (nur Kaltwasser und horizontal drehende Trommel; aber das wäre wieder ein eigenes Kapitel).

Deshalb gehen wir mit größeren Mengen Bettwäsche o.ä. gelegentlich in den Waschsalon. Da gibt es zwar auch nur Kaltwäsche, aber wenigstens effizient drehende Maschinenmodelle
Die Japaner (bzw. meist die Japanerinnen) waschen übrigens fast jeden Tag. Sie ziehen fast alles nur einmal an, dann kommt's in die Maschine. Die Waschmittel sind ziemlich aggressiv, damit alles auch bei kaltem Wasser sauber wird, und duften sehr stark. Wenn Jakob von Mika-san, seiner Babysitterin, zurückkommt, riecht er immer wie mit Persil gewaschen, einfach nur vom Dortsein.




Hier noch etwas Waschsalon-Ästhetik.




links: Waschmaschinchen und Trockner extra für Turnschuhe


 

Kochen unter Männern

Wenn alle Mädels aus der Nachbarschaft mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt sind, kocht Jakob durchaus auch mal mit seinem Kumpel von gegenüber, Sho-chan. Dabei geht es nicht minder ernsthaft zu.

23 März 2006

 

Fehler

Neulich hatte ich ja mal auf diesen Text zur neuen Traurigkeit Japans verwiesen, das nun nicht mehr das Land des Lächelns sei.
Japan war auch noch nie das Land des Lächelns, sondern Thailand. Japan ist doch das Land der aufgehenden Sonne! Niemand hat's gemerkt? Ich auch nicht, ich Doofi.

22 März 2006

 

Frühling ist's seit gestern,...

... die Möhren schlagen aus.

 

Mißgeschick am Morgen

Haben wir jetzt einen offenen Kamin?












Nein, es ist nur ein Pain au chocolat, das Feuer gefangen hat im kleinen Fischgrill, den wir als Toaster benutzen.
Es wurde trotzdem ein guter Tag, mit Spaziergang zu den Schwänen (die sich hier über ein junges japanisches Paar wundern),

(die Bilder kann man durch Anklicken auch in groß anschauen)







Onsen,




und Okonomiyaki.

Das ist ein in ganz Japan beliebtes Gericht, bei dem man eine ganze Palette voll dekorativ angerichteter roher Zutaten bekommt und diese dann selbst auf dem heißen Tisch zu einer Art dickem Pfannkuchen zusammenbrät.

Lecker lecker, fand nicht nur Jakob, der seitdem mit seinen Freundinnen versucht, das nachzukochen.


17 März 2006

 

Sonne, Sake, Sojasauce

Seit heute nacht fegt ein Frühlingssturm übers Land, das Haus ächzt und knarzt, und sintflutartiger Regen wird hoffentlich bald die letzten schmutzigen Schneehaufen wegschmelzen lassen.
Viel Neues wird wohl nicht passieren, deshalb ein kleiner Rückblick auf das letzte Wochenende, wo von Thomas' Institut aus ein kleiner Betriebsausflug stattfand, den zu beschreiben ich bisher zu faul war.
Bei strahlendem Wetter wurde aufgebrochen Richtung Meer, aber nicht sehr eilig: Nach einer halben Stunde Fahrt schon wurde der erste Stop eingelegt, an einem der für Überlandstraßen typischen Gemüse-Toiletten-Mitbringsel-Kaffee-Rastplätze, alle stürmten hinaus, warum, ist mir nicht ganz klar; nach zehn Minuten, in denen Jakob in den alten Pfützen auf dem Parkplatz herumpatschte, ging's weiter, alle hatten Getränkedosen gekauft und Knabberzeug und allerlei Leckereien aus einer kleinen in die Raststätte integrierten Bäckerei - Thomas brachte eine kleine, warme, fettige Pizza mit, hmmm, vor allem morgens um neun.
Anderthalb Stunden später waren wir fast am Meer. Das sollten wir dann nur aus der Ferne sehen, denn es gab allerhand Programm.
Zuerst die Besichtigung einer alten, renommierten Sojasaucenfabrik:













Dazu mußte man sich um der Hygiene willen ziemlich komisch ausstaffieren, deshalb blieben Jakob und ich lieber draußen und vertrieben uns in dem nach klassisch japanischer Manier gestalteten Innenhof die Zeit.
( a propos Hygiene: in einer Chemie-Vorlesung hat mal ein Prof erzählt, billige Sojasauce würde hergestellt, indem man Tierkadaver in Salzsäure auflöst und dann Mit Natronlauge neutralisiert. Lecker. Scheint aber hier nicht so gemacht zu werden.)


















Die Fabrikvisite zog sich hin, und nach einer Weile wurden wir von der hier wohnenden Eignerfamilie in deren Wohnzimmer gebeten, wo Jakob aufs Einträchtigste mit der zweijährigen Tochter und deren Autos spielte, während mehrere weibliche Generationen der Familie uns entzückt Gesellschaft leisteten.
Und so wird die Sojasauce gemacht, mit Weizen, wer hätte das gedacht. Zum Schluß konnte man die obligatorischen Mitbringsel für Familie und Freunde kaufen - wer würde in Deutschland schon Sojasauce und eingelegtes Gemüse verschenken, aber hier war das der Renner.



Dann: Mittagessen. Jakob:"Leckerlecker!" Er liebt Reis, Tofu und hübsche Häppchen.

Dannach ging es eilig weiter zu einer Sake-Fabrik, die auch besichtigt wurde. Jakob und ich blieben wieder draußen, fanden ein hübsches altes Haus, vor dem wir eine Weile in der Sonne saßen und sahen dann dem Busfahrer zu, der nonstop damit beschäftigt war, seinen kleinen Bus zu wienern, er polierte sogar die Radmuttern!

Danach war es immer noch nicht zu Ende (solcherlei organisierten Ausflüge zeichnen sich in Japan durch ein straffes Programm aus), es kam noch ein Muschel- und Meermuseum, das im Wesentlichen die wirklich atemberaubend große und bunte Muschelsammlung eines passionierten Sammlers zur Schau stellte. Jakob vergnügte sich vorwiegend in der großzügigen Kinderspielecke, und ich entdeckte zu meinem Erstaunen folgendes, in der Abteilung, in der über die Verwendung von Muscheln in der ganzen Welt berichtet wurde:

Mal näher ran, da kommt mir doch was bekannt vor: Na sowas, sind das doch tatsächlich die Elzacher "Schuttig"-Figuren, die mir von den regelmäßigen Treffen der südbadischen Narrenelite in Überlingen seit meiner Kindheit vertraut sind. Nett, die hier am anderen Ende der Welt in Ofunato zu sehen.


16 März 2006

 

Blau und rosa

Durch's Fenster gesehen: Kältetrotzende Nachbarsmädchen beim Draußenspielen. Hauptsache rosa und Minirock!





































Japan ist übrigens nicht mehr das Land des Lächelns, sondern des Weinens, habe ich hier gelesen.

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