28 September 2006

 

Badeferien in Japans Norden, Teil 1

Die letzten Tage waren wir ja auf großer Tour unterwegs mit meinem Vater, hier nun ein paar Bilder davon; nicht zuletzt auch, um der Welt zu zeigen, wie schön Nordjapan ist, damit nicht alle immer nur nach Tokyo und Kyoto fahren!
Also, zuerst ging's an den Tazawa-See, den tiefsten See Japans (423 m). Er hat sich in einer eingestürzten Vulkan-Caldera gebildet und ist fast kreisrund, mit einem schönen weißen (aufgeschütteten) Sandstrand an einer Seite. Klar, daß nichts Jakob vom "Baddn" abhalten konnte.

Ups, wo ist er denn? Glück gehabt, doch nicht in 400m Tiefe, hatte sich nur hinter diesemTori versteckt!



Dann ging's weiter in die alte Samuraistadt Kakunodate, in der noch etliche Straßenzüge ziemlich original erhalten sind, mit vielen öffentlich zugänglichen alten Samuraifamiliensitzen und schönen Gärten.



Und den Abschluß fand dieser Tag am Westzipfel der Provinz Akita, auf der Halbinsel Oga: Dort gibt es ein schon ein bißchen in die Jahre gekommenes, aber grandios direkt am Meer gelegenes Hotel, in dem wir zum Glück auch unangemeldet noch ein Zimmer bekamen - allerdings ohne Abendessen, aber das war uns allen angesichts der darin wahrscheinlich zahlreich enthaltenen rohen Meeresbewohner nur recht.




Und das war der Blick morgens beim Aufwachen aus dem Fenster, wirklich traumhaft. Natürlich gab's auch ein hoteleigenes Onsen, mit Draußenbecken und, klar, Meerblick, sehr zu empfehlen.


Nur wenn man man hinter dem Hotel in die Berge hinaufschaut, sieht es ein bißchen traurig aus, da durch eine Viruskrankheit in den letzten Jahren fast alle Kiefernbestände der Halbinsel dahingerafft wurden:

27 September 2006

 

Pardon ...

... für die lange Blogpause, aber mein Vater war zehn Tage zu Besuch, wir waren ständig unterwegs, und ich kam einfach nicht zum Schreiben. Morgen geht's weiter, versprochen!

13 September 2006

 

Sabisu desu*!

Dieses T-Shirt sah ich vor einer Weile in einem Prospekt der japanweiten Kleiderkette Uniqlo und wollte es für Thomas kaufen, in der Filiale in Kitakami wurde mir dann aber nach einer gewissenhaften Suche in allen Regalen mitgeteilt, leider leider habe man es hier nicht mehr vorrätig, könne es aber innerhalb weniger Tage beschaffen. Nach drei Tagen klingelte das Telefon, das würde doch nichts mit dem T-Shirt, es sei vergriffen, ob ich damit einverstanden sei, die Suche einzustellen. Na klar, was soll man sonst machen! Wieder einige Tage später ein erneuter Anruf, man habe es jetzt doch noch ausfindig gemacht, ob ich noch daran interessiert sei. Ich konnte es noch am gleichen Tag abholen.
Wohlgemerkt, es war ein recht billiges T-Shirt, keines, an dem sich jemand eine goldene Nase verdient. Aber das ist völlig unerheblich in der japanischen Verkaufswelt, der Artikel kann noch so winzig und billig sein, der Kunde ist in jedem Fall König.
Das ist manchmal schon sehr angenehm.

"Das ist Service!"

11 September 2006

 

Auf Reisen

Gestern sind wir zu Jakobs Entzücken endlich mal mit der lokalen Bimmelbahn gefahren, die ein paar Meter hinter unserer Straße vorbeiführt. Den aufregenden Warteminuten am Bahnhof folgte eine zehnminütige Fahrt, dann waren wir schon in Hanamaki, das erst gestern sein Matsuri (Stadtfest mit Festumzug) feierte.
Es war ein prachtvoller Umzug mit verschiedensten traditionellen Elementen, riesigen Festwagen,


Hirschtanzgruppen, über die dann leider ein heftiges Gewitter hereinbrach,

von ekstatischen Trägertruppen wie schwankende Schiffe durch die Gegend getragene Miniaturschreine,

und zum Schluß eine ehrwürdige Prozession der Mönche der ortsansässigen Tempel.

Wieder mal ein farbenfroher Tag.


06 September 2006

 

Die Umwelt

In Japan ist die Umwelt noch in Ordnung, das Meer ist blau, die Flüsse sind klar, die Wälder grün und die Berge hoch: Man kommt überall gut mit dem Auto in die Natur, um sie zu bewundern und stolz auf sie zu sein, und die Bürger trennen brav ihren Müll, wenn die Stadt sie darum bittet (und gerade keine bequeme dunkle Ecke im Wald sich zum Müllhinschmeißen eignet - denn der Mensch ist ja Teil der Natur und somit sein Müll auch (siehe Eintrag vom 2. März), also ist es eigentlich auch egal, wo man ihn entsorgt). So ist das hier.
Neulich kam im Fernsehen eine Sendung zum Kyoto-Abkommen. Da wurde dem staunenden Publikum dargelegt, daß Japan seitdem seinen Kohlendioxyd-Ausstoß nicht nur nicht reduziert, sondern sogar um 8 % gesteigert hat. Wenn Japaner staunen, dann staunen sie wirklich, vor allem die Frauen: Sie machen einen völlig verblüfften Gesichtsausdruck, und sagen dazu ein sehr langgezogenes "eeeeeeeeehhh?!", das im Tonverlauf noch hinten ansteigt. Es hört sich wirklich sehr erstaunt an, etwa so, als sähe jemand zum ersten Mal in seinem Leben ein Auto, oder entdeckt die Wirkung des elektrischen Stroms, oder sowas. In der Sendung wurde dann gezeigt, wie sich jeder einzelne umweltfreundlicher verhalten kann, damit es langfristig doch noch was wird mit der Kyoto-Verpflichtung:
Beim Duschen während des Einseifens das Wasser abstellen - eeeeeeehhhh??
Zum Einkaufen eigene Taschen mitbringen - eeeeehhh?!
Mal das Auto stehen lassen - eeeeehhh!??
Die omnipräsenten Klimaanlagen nur ein einziges Grad wärmer einstellen - eeeeeeeehhh??

Da fällt einem doch nichts mehr zu ein.

 

Schöne fremde Warenwelt: Mouth mist

Auf anderen Blogs gibt es Kochevents und Wichteln per Post und was sonst noch, jetzt möchte ich den geneigten Lesern dieses Blogs auch mal was Besonders anbieten: In loser Folge werde ich kuriose oder sonstwie bemerkenswerte Beispiele aus der japanischen Warenwelt vorstellen, die mir hier so unterkommen. Der/Die LeserIn, der/die zuerst per Kommentar sein Interesse daran signalisiert, bekommt die "Probe" per Post zugeschickt, kann sie testen und tut dann hier bitte das Ergebnis kund!

Heute: Ein Munderfrischungsspray mit Limonengeschmack, zuckerfrei und auf der hinten aufgedruckten Skala (Werte 40 bis 120, schwach bis sehr stark) mit 60 notiert. Wohl bekomm's.

 

Vase fürs Leben

Neulich haben wir uns was Besonderes gegönnt: Wir waren in Hanamaki im Onsen und haben auf dem Rückweg in der "Backstube" von Paul Zimmermann vorbeigeschaut. Herr Zimmermann ist Süddeutscher, lebt aber schon sehr lange in Japan und hat seit vielen Jahren zusammen mit seiner Frau in Hanamaki seine kleine Bäckerei, in der er zu japanischen Preisen hervorragenden deutschen Kuchen backt.

Früher war er aber Töpfer, und aus dieser Zeit hat er noch etliche sehr schöne Sachen, die er auch verkauft. Er hat dabei eine ganz spezielle und seltene Technik benutzt, bei der Reisstroh (fermentiertes? eingebrannt oder nur auf den nassen Ton gelegt? ich weiß es nicht mehr genau) das Dekor liefert. Und diese Vasen passen einfach zu jeder Blume. Wir waren ja schon beim letzten Besuch vor einem Jahr schwach geworden, mit einer kleinen Vase, aber dieses Mal gab's kein Halten mehr, und wir haben für wirklich sehr viel Geld eine große Schale und die obige Vase gekauft. Irgendwie muß er einen geheimen japanischen Zauber in seine Sachen hineingetöpfert haben, man sieht sie und faßt sie an und läßt jede Vernunft haben, denkt nur "Ich will das haben!" Und bereut es hinterher nicht mal. Daran sieht man, daß es wirklich Sachen für's Leben sind. Hoffen wir, daß Jakob uns da keinen Strich durch die Rechnung macht!

05 September 2006

 

Immer wieder schön: Tierwelt

Und wen haben wir so alles getroffen auf unserem Sonntagsspaziergang neulich?

Neugierige Libellen:

Richtig fette Spinnen:


Minispinnen in ihrem ersten eigenen Netz (wenn man genau hinschaut, kann man sie erkennen):

Eine dicke Raupe, die ganz still hält und so tut, als sei sie ein dürres Ästchen, damit wir sie nicht sehen:

...und ein paar fette Karpfen, die sich so wohl fühlen wie - ja, Fische im Wasser eben!


04 September 2006

 

Ein ganz normales Wochenende

Eigentlich wollten wir letztes Wochenende endlich mal zum Hachimantai-Plateau fahren, aber da das dort anvisierte Hotel schon voll war und Kitakami ja immer wieder für ein faules Wochenende gut ist, zumal bei dem derzeit herrschenden strahlenden Wetter, ließen wir es dann daheim ruhig angehen.
Ich hatte vormittags eh' meine Kinder-Englischstunde, und Thomas mußte zu seinem Institut, wo eine Art Tag der offenen Tür war, mit Traktorschau, Kartoffelnausgraben, Maisernten, Reisverkosten und allerhand mehr. Zunächst war ja nicht viel lo
s, auch der zum Parkplatzeinweiser umfunktionierte Wissenschafter hatte nicht viel zu tun, aber später dann strömten die interessierten Bürger doch. Sehr beliebt war das DNA-Flechten aus Draht und kleinen Glasperlen - das fanden alle sehr "kawaii" - niedlich.

Später sind Jakob und ich auch hingeradelt - und waren hin und weg von der Palette zur Schau gestellter Traktoren, Reispflanzmaschinen (links unten), Reisfeldpflüge (Mitte) und Reismähdrescher (rechts). Die sehen alle sehr niedlich aus, weil sie ja bei dem weichen Untergrund nicht zu tief einsinken sollen und deshalb möglichst klein und leicht sind.



Am besten waren natürlich die Traktoren, hier von Jakon fachmännisch begutachtet ("Bagger!" - seine Kusinen auf dem Bauernhof, die schon mit anderthalb einen Radlader von einem Traktor unterscheiden konnten, werden ihn auf ewig verspotten).

(hier sieht man mal wieder, wie ein Kind die eigene Wahrnehmung verändert - hätte nie gedacht, daß ich mal Photos von Traktoren auf eine Webseite stelle, oder stundenlang an Bahnübergängen auf Züge warte!)
Das hier ist ein Gefährt zum Spritzen der niederwüchsigen Apfelplantagen; sieht doch aus wie für Kinder gemacht. Fand Jakob auch, und war so mutig einzusteigen und auf die Hupe zu drücken - die wohl das Lauteste war, was er je in seinem Leben gehört hatte. Gar nicht mehr niedlich. Noch minutenlang hat er geweint vor Schreck.

Nachdem dann auch noch der Luftballon an einer heißen Glübirne zerplatzt ist, haben wir auf die anderen landwirtschaftlichen Attraktionen verzichtet und sind zwecks spätem Mittagsschlaf nach Hause geradelt.
Danach war der Tag schon so weit vorangeschritten, daß uns nur noch ein spätes Kaffeetrinken übrigblieb, bei unserer Stammpatisserie "Boule de Neige" natürlich. Die ist nicht nur deshalb unschlagbar, weil es dort sicher 150 verschiedene edelste Törtchen und Küchlein gibt, nein, von der Terasse, auf der nie jemand sitzt außer uns, kann man auch stündlich den Zug in die Berge vorbeifahren sehen. Leider habe ich jetzt aber weder Fotos von Törtchen noch Zug.

Auf dem Rückweg kamen wir hier vorbei: An den aufwendig gestalteten Außenanlagen des städtischen Kulturzentrums Sakura-Hall. Jakob war entzückt - mindestens zwei Dutzend Male wurden die Hügelchen erstiegen und - "huiiiih!" - hinuntergerannt.


Der Sonntag begann dann mit einem Gottesdienst - nicht etwa einer, zu dem wir gegangen wären, oh nein, sondern das übernächste Grundstück wurde von einem singenden Priester in vollem Ornat für die bevorstehende Bebauung geweiht, mit Opfergaben, Beten und allem Drum und Dran. Schade, es war ein wunderbar zugewachsenes Stück Wildnis gewesen. Die dazugehörige Bauherrenfamilie war zahlreich und im Sonntagsstaat angerückt und filmte und fotografierte die Zeremonie - was wir uns leider nur aus der Ferne trauten. (A propos bauen, was ist eigentlich aus dem anderen Haus geworden? Außen ist es fertig, momentan wird die das Innenleben fertiggestellt, überwiegend aus wiederum mit Tausenden von Nägeln festgenageltem Holz).
Statt in die Kirche gingen wir dann lieber auf einen großen Sonntagsspaziergang zum Fluß und auf den Spielplatz, Tiere gucken, und lauter gefährliche Sachen machen


Endlich mal ein Porträt, ohne daß er's merkt - aber zack, da ist sie wieder, die unvermeidliche japanische Fotopose.

Mittagessen waren wir im Restaurant mit dem schönsten Blick Kitakamis,

wo es erfreulicherweise auch wunderbares klassisch-frisches japanisches Essen gibt, und beim Gehen bekamen wir unsere Fahrradkörbe auch noch mit frischen Auberginen und kleinen grünen Paprika gefüllt, die sie dort selbst anbauen (war natürlich sehr nett, auch wenn das ausgerechnet die Gemüsearten sind, die mir bei unserer montäglichen Gemüsekiste schon Kopfzerbrechen bereiten!).

Den Rest des Sonntags fuhren wir dann noch zu allen möglichen netten Plätzen, von denen Kitakami wirklich erstaunlich viele aufweist, und da hier ja schon bald der Schnee wieder meterhoch liegen wird, muß man das schöne Wetter natürlich ausnützen. Irgendwann am späten Nachmittag schlief Jakob dann auf seinem Sitzchen ein, sackte einfach weg und war nicht mehr zu wecken - mannomann, das waren lange Kilometer nach Hause, begleitet von vorwurfsvollen Passantenblicken, die mir gefährliches Rabenmuttertum vorwarfen.


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